Verdecktes Würfeln

Beliebtes Thema für Diskussionen? Dann greif ich sie auf und werfe meine zwei Cent in den Ring. Ganz nach dem Motto: Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem. Heute geht es um verdecktes Würfeln, vor allem für den Spielleiter. Kurz und Schmerzlos.

CONTRA

Wann sollte ich es nicht tun?  Fangen wir damit an. Ich selbst habe mir schon oft durch offenes Würfeln einen NPC kaputt gemacht. Er sollte seine Fähigkeiten und vor allem seine Kompetenz in den Ring werfen und an Stellen glänzen wo es andere nicht tun oder eben ein würdiger Gegner im Endkampf sein. Ich habe geflucht und hätte unglaublich gerne Würfel im Nachhinein gedreht. Geschummelt um des Plots Willen. Nachträglich muss ich aber sagen, dass wir ein Spiel spielen und nicht nur die Spieler mir gegenüber sich an die Regeln halten, sondern eben auch ich mich. NPCs haben Werte, Attribute und Talente, die ich im Buch nachschlagen kann, wenn sie wichtig sind. Wenn diese Werte gegeben sind, dann halte ich mich auch daran. Trifft er in einer Situation nicht oder misslingt der Zauberspruch, dann gilt dies ebenso für ihn. Ich stelle als Spielleiter neutral die Welt dar, die Physik, der sich alle zu beugen haben, auch Nichtspielercharaktere. Peinlich wurde es als mein meisterhafter Krieger im Kampf gegen einen Spielerhelden 4x hintereinander patzte und sich damit komplett die Würde nahm.

Ich bereue es dennoch nicht. Solche Szenen schaffen viel eher Geschichten, an die ich mich noch nach vielen Jahren erinnere.

Würfel drehen und ihre eigentlichen Zahlenwert zu ignorieren, ein anderes Ergebnis annehmen, ist schlicht schummeln. Ihr betrügt damit nicht nur euch, sondern auch eure Freunde. Auch wenn ihr es tut um eine bessere Geschichte erzählen zu können: Vielleicht ist das absurde Scheitern ja ein viel schöneres Erlebnis?

Wofür hat der NPC überhaupt Werte, wenn ihr sie am Ende ignoriert? Falls ihr euch entscheidet zu Würfeln zu greifen und kein Erzählrollenspiel zu benutzen, dann beugt euch ebenso der Regelphysik.

PRO

Wann macht es nun doch Sinn verdeckt zu Würfeln? Hinter dem Spielleiterschirm. Am Besten dann, wenn die Spieler auf einer Meta-Ebene nicht wissen sollen, dass sie erfolgreich waren oder wie erfolgreich sie waren. Werden sie belogen oder wollen sie lügen, dann sind das Proben gegen die Sinnesschärfe oder den geistigen Widerstand eines Gegenübers. Sowas muss auch nicht direkt angekündigt werden. Würfelt sowohl den Lügen als auch den Sinnesschärfe Wurf hinter dem Schirm. Auch wenn Spieler direkt nachfragen, ob sie mal sowas wie Menschenkenntnis würfeln dürfen, dann sollten sie nicht selbst werfen sondern lediglich ihre Werte durchgeben. Selbstverständlich versuchen gute Spieler sich nicht auf eine Meta-Ebene ziehen zu lassen und spielen vergeigte Würfe auch vernünftig aus, aber wenn sie fehlschlagen, wissen sie dennoch, dass die eben erhaltene Info wahrscheinlich falsch war und das Gegenteil eher der Fall ist. Diese Informationen sollte aber sowohl den Charakteren als auch den Spielern dahinter verborgen bleiben. Ähnlich solltet ihr es halten bei Proben auf Verstecken oder Schleichen, auf Verkleiden oder ganz generell wenn jemand getäuscht wird. Wenn es Proben direkt gegeneinander sind. Auch hier gilt: Würfel drehen weiterhin verboten! Lasst es geschehen.

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Nottel

Der Disclaimer “Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem” ist zwar nicht falsch, aber man darf nie vergessen, dass Informationen auch schon vor dem Internet in all seinen Formen regelmässig “durchrutschten” und der Nachwuchs immer wieder auch aufs Neue mit richtungsweisenden Infos versorgt werden muss. Daher danke für den Beitrag.

[…] Frosty von Pen&Paper Online widmet sich dagegen einer Frage, die vor allem während des Spiels relevant ist. Welche Würfe sollte ich verdeckt würfeln und warum? Und sollte man ab und an die Würfel hinter dem Schirm ein bisschen drehen um einen NSC, der kompetent wirken soll, nicht durch schlechte Würfe zu blamieren? » Zum Artikel  […]