Spannungskurve im Rollenspiel Martin wich dem Schwerthieb aus und rollte sich herum. Plötzlich lag er auf den drehenden Panzerketten und wurde nach vorne geschoben. Weg vom Feind, doch nun drohte er von dem tonnenschweren Gefährt zermatscht zu werden. Wie in Zeitlupe holte er mit seiner Peitsche aus und wickelte sie um den Geschützturm. Die Ketten unter ihm vibrierten schmerzhaft, dann war der Offizier wieder bei ihm. Mit einem Tritt katapultierte er ihn vom Kampfwagen, der nur einen Augenblick später ruckte und nach oben gehoben wurde. Martin setzte sich erschöpft auf und sah dann viel zu spät den Abgrund, auf den das Gefährt zurollte. Frosty klappte das Buch zu und beendete die Sitzung an der Stelle. Diabolisch freute sich der Spielleiter über den fiesen Cliffhanger.
Alles wird besser durch Cliffhanger?
Martin, Tobi, Torsten und Frosty sprechen heute über Spannungskurven im Rollenspiel und vor allem im Pen and Paper. Anders als im Theater oder generell dem Drama kann der Spielleiter einer Sitzung nur bedingt kontrollieren wie Dialoge verlaufen und sich eine Zuspitzung von Ereignissen entwickelt. Theorien über retadierendes Moment sind schön und gut, helfen uns aber nur bedingt weiter. Erzählgeschwindigkeiten und Pacing sind sehr wohl Begriffe, die wir kennen und benutzen müssen. Eine ausgetüftelte Geschichte mit vier ineinander verschachtelten Intrigen funktioniert nicht, wenn die Spieler keinen Einfluss haben. Eine halb-gute Geschichte ist wesentlich besser, wenn die Protagonisten im Zentrum des Handelns stehen.
Die Spannungskurve im Pen and Paper
Was sind also die Quellen von Spannung im Rollenspiel? Entscheidungsdruck und ein Bedürfnis für die Kontrolle der Situation. Vielleicht sind auch beide Optionen nicht optimal, doch du suchst aus welche es werden soll! Das ist die Tragik. Wir berichten von praktischen Tipps, die ihr übernehmen könnt und freuen uns über eigene Ratschläge oder Kommentare von euch. Viel Spaß wünschen wir euch bei der Folge 21: Spannungskurve im Rollenspiel. Falls euch die Diskussion gefällt, dann hört euch auch die anderen Podcast von uns und dem Wintersturm an. Mehr von Donnerhaus findet ihr auf ihrer Homepage.
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Besprochene Episoden der Winterstürme: Asymmetrie im Rollenspiel, Kampagnenplanung, Fall der Gangster
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Die Musik wurde mir freundlicherweise von Erdenstern zur Verfügung gestellt: Musik komponiert von Andreas Petersen
Ich kann euch eigentlich nach jeder Folge das gleiche Lob schreiben: Ich höre den Wintersturm wegen der vorhandenen Expertise und seiner hohen Stringenz. Ihr erzeugt wenig Redundanz, bleibt beim Thema und macht in angemessenem Umfang Gebrauch von Theorien und Fachbegriffen.
Den kleinen Überblick über die regionalen Unterschiede in der Vorstellung davon, was Rollenspiel zu sein hat (Amerika, Skandinavien, Europa, Israel), fand ich interessant, denke aber, er war entweder zu lang oder zu kurz. Ihr wolltet ihn kurz halten, um beim Thema zu bleiben, nehme ich an, und ich habe ja gerade gesagt, dass ich das sehr schätze. Andererseits hätte mir noch ein paar Infos mehr gewünscht. Naja – es reicht, um sich das selber anzulesen, und damit ist ja auch was gewonnen.
Ich glaube, Rollenspiel profitiert oft davon, wenn auch Spieler in der Lage sind, die SL-Perspektive einzunehmen. Dann haben sie nämlich im Blick, ob diese oder jene Aktion dramaturgisch passend ist oder ob das die Spannungskurve gerade ruiniert.
Ich schreibe meiner SL unter der Woche vor allem aus zwei Gründen: Ich habe eine Idee, die nur die SL realisieren kann, oder ich weiß schon, dass ich etwas Bestimmtes tun werde und möchte der SL die Chance geben, sich darauf einzustellen (z.B. Token raussuchen oder überlegen, was ein betroffener NSC dann tut).
Klar, gute SLs können improvisieren. Aber warum es ihnen schwerer machen als unbedingt nötig? Wenn ich schon weiß, was ich tun werde und ich nicht der Meinung bin, dass die SL mein Feind ist, vor der ich meine Pläne unbedingt geheim halten sollte, dann hat sie die Chance verdient, vorbereitet in die Sache reinzugehen.
Der andere Fall sind Szenen, in denen mein Charakter gut zur Geltung kommt und Facetten zeigen kann, die bisher noch nicht so zum Tragen gekommen sind, weil die Umstände nicht danach waren – und die Umstände kontrolliert die SL, also brauche ich da ihre Kooperation. Als SL versuche ich, solche Szenen für die Charaktere zu schaffen, aber ich habe nicht für jeden gleich gute oder viele Ideen. Wenn also Spieler auf mich zukommen und sagen „Ich hätte gerne, dass…“, dann mache ich das gerne, wenn es kein kompletter Unfug ist. Und das gibt mir das Vertrauen, meinerseits bei meinen SLs mit sowas anzukommen.