Allein bei dem Titel lief mir ein Schauer über den Rücken. Wer sich mit der Philosophie der Horusianer beschäftigt hat, der wird wissen wieso. Schauen wir, ob das Buch halten kann, was der Titel verspricht.
Die Fakten
380 Seiten
Preis: 13,00 € // Preis pro Seite: 3 Cent
Erschienen: Januar 2018
Autor: John French
Inhalt
Thematisch wird schon unglaublich viel im Klappentext verraten. Ohne diesen zu lesen, habe ich damals zugegriffen und dann angefangen den Roman zu lesen. Zunächst dachte ich, dass wir in den verwirrten Kopf eines Horusianers blicken dürfen. Auch diese Philosophen agieren in der Inquisition und handeln nach ihrem eigenen Credo, doch hier werden sie zu stumpfen Feinden verklärt. Der Häretiker Talicto ist zunächst schlicht böse, weil er böse ist. Er tötet die anderen Mitglieder seiner Konklave, weil er Häretiker ist.
Auf einer Ratsversammlung kommt es zu einem Anschlag, viele Leute sterben, die Ermittlungen beginnen. Ohne wirklich zu spoilern ist dies der Inhalt des Buches. Ermittlungen beginnen, wie es zu solch einer Tat kommen konnte. Es werden einige Charaktere vorgestellt, die Hälfte von ihnen ist interessant, die andere Hälfte nervt mich leider.
Darfs noch etwas mehr sein?
Leider werden die absoluten Elitetruppen der Inquisition zu “Bauern” erklärt und fallen wie Fliegen. Von welchen Elitetruppen spreche ich? Von den Adepta Sororitas. Da kommen super geheime Kultisten mit Spezialwaffen und schon mähen sie diese in Servorüstung gehüllten Leibwächterinnen um wie Fliegen. Fühlt sich leider falsch an.
Zudem wird durch die verschiedenen Personen gesprungen. Ein hin und her der Erzählperspektiven, die schlicht verwirren, aber nicht zum Lese-Spaß beitragen. Wie gesagt sind einige Personen dabei, die interessant sind, aber etwas mehr Fokus würde ich mir wünschen. Das Personenverzeichnis ganz vorne hilft bei der Orientierung, ohne dieses wäre aber auch ich im Wust verloren gegangen. Selbst gegen Ende im Finale, bei dem ich nun alle Personen kenne, stört es mich eher und nimmt Geschwindigkeit aus den Szenen, als das es ein guter Schreibstil wäre.
Im Körper eines Roboters
Was ich nett finde, ist die Beschreibung des Skitarii. Auch für das Pen and Paper Rollenspiel brauche ich das Wesen des Adeptus Mechanicus. Wie stelle ich solche Magi dar, welche Motivation haben sie? Um mich in einen Skitarii zu versetzen, war dieser Roman sicherlich interessant. Eine Kommunikation mit den Maschinenengeistern aus Sicht eines vollständig vercyberten Menschen macht Laune auf mehr davon, hier konnte mich French überzeugen.
Auch die beiden Freihändler in dem Buch finde ich gut umgesetzt. Verschieden wie die Nacht erkenne ich bei beiden ihre Motive und Verhaltensweisen und kann so ebenso viel von ihnen für mein Rollenspiel übernehmen.
Der Kader von Inquisitor Covenant ist wild und bunt durchmischt und fühlt sich tatsächlich sehr stark nach einer Pen and Paper Gruppe an, allerdings finde ich ihn auch etwas zu klein. Ebenso wie auch Eisenhorn macht Covenant viel alleine und begibt sich in unnötige Gefahr, damit er als Held im Buch glänzen kann. Er ist schlauer und besser als alle anderen und hat immer ein besonderes Ass im Ärmel. Dadurch fühlt er sich aber eher wie eine Mary Sue an, was ihn mir nicht sympathischer macht.
Ich finde daher den Wechsel auf andere Akolythen gut, grade weil dies bei Eisenhorn nicht vorgekommen ist. Die Hälfte seines Kaders kann ich ins Herz schließen, der andere Teil bleibt farblos und uninspiriert. Ich meine meine Inquisitoren als mächtige Individuen mit zahlreichen Mitarbeitern, Akolythen, Thronagenten und Interrogatoren. Dabei dürfen ihre Gesichter gerne auch blass bleiben, aber wenn ich schon durch die Perspektiven springe und es “nur” 7 Akolythen sind, dann ist dies leider kein Punkt für das Buch.
Kritik
Gefühlt kommt der Roman auch nach 380 Seiten nicht ganz in Schwung. Ja, es gibt bereits einen zweiten Teil, aber anders als bei Eisenhorn habe ich nicht das Gefühl, dass hier an der Geschwindigkeit gedreht wurde. Ich bin nach 100 Seiten eher genervt von zahlreichen Explosionen, toten Sororitas und tollen akrobatischen Fähigkeiten von allen anderen. Hier werden die falschen Truppen verheizt um zu zeigen, wie gefährlich und böse der Feind ist. Dieser bleibt aber vollkommen Gesichtslos und ohne Motiv. Horusianer sind per se unglaublich spannend und ihre Motive durchaus eine Beleuchtung wert. Leider wird dann auch noch versucht diese Philosophie zu erklären, doch diese Bestrebungen sind entweder falsch oder sehr unvollständig. Radikale Fraktionen wie Xanthiten, Rekongregatoren oder Istvaanianer haben so viel mehr zu bieten als nur böse zu sein. Ihre Ziele sind durchaus gut, nur die Mittel und Wege sind katastrophal chaotisch. Horusianer nehmen sich hier nicht aus und ich würde annehmen, dass der erste Teil einer Serie diese Fraktion besser beleuchtet!
Das Finale kann mich dann doch etwas positiver stimmen, aber bis ich den zweiten Teil in die Hand nehme, wird sicherlich noch einiges Wasser den Berg herab fließen. French konnte mich mit diesem Werk noch nicht gänzlich überzeugen und ich springe zunächst zu anderen Romanen aus der Black Library.
Bonus
Was passiert, wenn Menschen zu lange mit Verjüngungsdrogen herumexperimentieren, sehr ihr eindrucksvoll hier
Vom Zischen und Japsen der Pumpen begleitet spritzte gelber Schleim in Phiolen aus Kristall. Von den Flaschen hingen sich spiralförmig windende Schläuche, die sich in das Fleisch gruben, das auf dem Stuhl saß.
Falls Livilla Yeshar jemals menschlich ausgesehen hatte, war das vor langer Zeit gewesen. Von ihrem lang gezogenen Kopf hing schlaffes Fleisch in Wülsten bis zu den nutzlosen Überresten ihres Oberkörpers herunter. Den Rest verbargen tiefblaue Gewänder, die mit Mondsymbolen bestickt waren. Eine Hand lag wie eine tote Spinne auf der eisernen Armlehne. Zwischen den Falten ihres Gesichts schaute noch ein einzelnes, vom Alter getrübtes Auge hervor. Eine Metallplatte bedeckte die Stelle, die einmal ihre Stirn gewesen sein muss. Am Rand, wo die Platte auf der Haut saß, sickerte Eiter hervor.