Wie leite ich Drachenkämpfe

Drachenkämpfe: Ich habe vor ein paar Wochen gemeinsam mit Rattazustra vom Donnerhaus ein paar Gedanken zu diesem Thema sortiert und würde euch gerne mitnehmen auf eine Heldenreise. Bereits in der Vergangenheit habe ich verschiedenste Kämpfe rund um kleinere oder größere Drachen moderiert und habe jedes Mal festgestellt, dass dies dann doch komplexer ist als ein bloßes Gewürfel von Attacke und Parade.

Dieses Thema wird einen großen Einschlag in die abenteuerliche Fantasy haben, ich gehe aber ebenso auf Horror-Aspekte ein und was wir aus Warhammer und Cthulhu lernen können.

Ankündigung

Zunächst sollte ein Drachenkampf nicht spontan ausgewürfelt werden. Wir kennen die Zufallstabellen, die bei einem Patzer möglichst gefährliche Monster versprechen und dies unter anderem auch ein Drache oder Dämon sein kann. Davon solltet ihr euch meiner Meinung nach lösen. Egal ob wir Das schwarze Auge oder Dungeons and Dragons spielen, das obere Ende eines Epos sollte ein riesiger Drache sein.

Es ist nicht “episch”, wenn in einem Wald plötzlich mir-nichts-dir-nichts ein Drache auftaucht nachdem die Gruppe am Wegweiser falsch abgebogen ist (Siegfried und Fafnir lassen schön grüßen). Es muss vorher Ankündigungen geben. Augenzeugenberichte, die ihr Leid klagen oder nur noch verbrannte Kadaver von Tieren auf dem Asche- und Rauch-geschwängertem Feld. Es muss vielleicht auch Gerüchte geben von seiner Geschichte, sein Name sollte gefürchtet sein. Wieso ist er hier in dieser Region und was will er (Fressen, Edelsteine und Gold, Menschliches Leben oder Wissen)? Kann die Gruppe mit ihm reden oder greift er ohne zu zögern an? Ist er eitel und arrogant oder jähzornig und rachsüchtig? Spielt im Vorfeld mit der Gefahr, deutet an ohne zu zeigen. Eventuell gibt es auch Gerüchte von einer Schwachstelle oder eine Jahrhunderte alte Prophezeiung wie man seiner/ihrer Herr werden könnte?

 

Die Vorbereitung

Auch das muss zu einem guten Kampf dazu gehören. Der Mensch stellt sich über die unbändige Natur. Drachen sind dem allgemeinen Kanon nach stärker, schlauer und älter als die Menschheit. Normalerweise hat sich der Mensch mit Hilfe seiner Schläue über andere Tiere erhoben, hat Waffen und Werkzeuge gebaut und kann selbst körperlich stärkere Wesen überwinden. Der Drache hat zwar keine Werkzeuge, aber seine ganze Gestalt ist eine Waffe. Schwanz, Klauen und Maul sind infernalische Mordinstrumente. Sein Köper ist schuppig gepanzert und lässt Schwerter, Äxte und Keulen einfach abprallen. Macht euren Spielern diese Fakten klar! Sie sind in allem was sie tun zunächst unterlegen und die Jagdstrategien, die für Löwen und Bären funktionieren, sind hier nicht möglich. Dazu kommt nicht nur die körperliche Präsenz sondern können diese riesigen Echsen auch oft Zaubern und Fliegen… Hoffnungslos?

Alchemie kann hier eine Lösung bieten. Der Drache spuckt Feuer oder benutzt ganz allgemein die Elemente gegen die Helden. Vielleicht wohnt er in einem Lavasee, er hat sich in einen alten Zwergenstollen gegraben und ist von Erz umgeben oder lebt tatsächlich im Wald. Mit dem Wissen über die Transmutation (Veränderung) von Elementen in etwas anderes, können wir uns schützen. Denken wir an eine Salbe für die Haut, die uns begrenzt vor Hitze schützt. Entlaubungsmittel mögen Waldbewohner verärgern, ihnen aber auch die Deckung nehmen. Wir können Heiltränke herstellen, die uns wieder auf die Beine helfen, wenn wir verbrannt am Boden liegen. Lichtelixiere oder Augentropfen helfen uns im Dunkeln zu sehen, die Liste kann weiter fortgesetzt werden.

Ich selbst denke, dass dies der Schlüssel zum Erfolg ist. Ich habe selbst schon ein paar Kämpfe geleitet und auch schon als Spieler Helden an ein Biest verloren, weil ich nicht vorbereitet war.

Nächster Punkt ist die Schwachstelle: Jedes Monster hat eine! Ob es nun eine fehlende Schuppe ist oder die Überheblichkeit und das Unterschätzen des Menschen… Findet die Schwachstelle und durchwühlt Bibliotheken mit Aufzeichnungen zu früheren Kämpfen oder Prophezeiungen zum letzten entscheidenden Sieg.

Der Kampf

Jetzt beginnt die eigentliche Kunst: Ein spannender und epischer Kampf, der noch Jahre in der Erinnerung der Spieler bleibt. Es darf wie gesagt kein Pures Attacke und Parade Spiel sein, sondern sollte in meinen Augen auch in verschiedenen mehr oder weniger fairen Phasen unterteilt sein.

Flugphase

Der normale Drache hat Flügel und sollte sie auch benutzen. Das sind keine Zierelemente sondern taktische Mittel um die Überlegenheit zu demonstrieren. Je nach Setting und Möglichkeiten können sich die Helden natürlich auch in die Lüfte erheben und sich verwandeln oder ein Fluggerät besteigen. Wohl keine gute Idee, aber hier müssen die Spieler kreativ werden, wenn sie nicht verbrannt werden wollen. Zur Not fliehen sie selbst in eine Höhle und zwingen den Drachen zum Landen. Pfeil und Bogenbeschuss wird vermutlich an der Schuppenhaut scheitern, ernsthafte Schäden werden das wohl kaum sein! Feuerbälle sind ebenso möglich, falls er nicht Immun gegen solche Art von Schaden ist. Hier muss die Gruppe auf eigene Ideen kommen und die Umgebung sollte genauestens analysiert werden. Ihr solltet als Spielleitung auch ein Angebot bieten und nicht nur den Kampf auf einer glatten Ebene, einer Wiese, abspielen lassen.

Flammenstrahl

Die sehr ikonische und furchterregende Art und Weise seine Spieler zu testen. Was tue ich gegen Fernkampf? Drachenfeuer brennt besonders heiß und kocht den Ritter in seiner Metallrüstung am lebendigen Leib. Bevor man diese ausgezogen hat, wirft die Haut blasen und platzt auf, dann steht man im weiteren Kampf auch übrigens ohne Rüstung dar, falls es noch in den Nahkampf gehen sollte. Kann ich mich in einen See retten oder bietet mir ein großer Fels Schutz? Habe ich eine Magische Schutzkuppel oder -Schild, dann muss ich diesen jetzt ziehen!

Nahkampf

Ein tonnenschwerer Kampfpanzer mit Stacheln und Rasiermesser-scharfen Klingen. Die Wucht eines Schwanzschlages oder das Gewicht einer Pranke zerbirst Knochen. Schilde sind hier kaum eine Lösung sondern nur die Schnelligkeit und viele kleine Nadelstiche, welche die Konzentration stören. Verteilen sich hier die Helden nicht sondern stehen an einem Fleck, dann darf ein Gigant keine Probleme mit dem Auslöschen haben.

Diese Phasen sind modular und können in der Reihenfolge beliebig verschoben werden oder auch mehrfach aufgegriffen werden. Wieso sollte sich ein Drache, der am Anfang schon flog und nun merkt, dass er totgeprügelt wird, nicht einfach wieder erheben und wegfliegen wollen? Verhindert das oder ihr werdet um den Sieg betrogen, das ist eure Heldenaufgabe, nicht die des Spielleiters euch diesen Sieg zu schenken.

Sekundäre Elemente

Auch bei diesem Faktor hat mir Rattazustra sehr geholfen. Ihr solltet beachten, dass Drachen ebenso wie Helden die Umgebung nutzen können und sollten. Zündet brennbares Material an, verwandelt Bäume im Wald in ein Flammenmeer. Viele Drachen beherrschen neben dem Flammenstrahl noch andere Arten der Magie, können mit Telekinese Objekte abreißen und gegen die Gruppe schleudern. Psychokinese um in Gedankensprache mit jemandem zu sprechen, kann auch als Störfaktor dienen: Ein permanenter Schrei im Kopf des Opfers lässt schwache Gemüter vielleicht verrückt werden oder lässt Speerstiche fehl gehen. Die Belastbarkeit von Menschen ist wesentlich geringer als die einer Jahrhunderte alten Echse. Ein Spielleiter sollte dieses Element im Hinterkopf haben und benutzen.

Wilde Tiere haben als zweite Art der Verteidigung die Möglichkeit ihren Darm und die Blase zu entleeren um bei ihrer Flucht leichter zu sein oder dies auch als Waffe zu benutzen. Brennbarer Urin und klebriger Kot, nach Schwefel stinkender Odem… all das ist eine Option.

Durch brennende, rauchende Trümmer zu ziehen, verrottende Kadaver, die im Weg liegen, mögen den Weg rutschig machen. Spielt mit all den Sinnen und beschreibt alles. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen… alles will bedient werden!

 

Abschließend kann ich euch nur raten die Drachenkämpfe zu einem echten Erlebnis zu machen. Hebt diese Kreatur ab von einem Bär oder dem Löwen, würfelt nicht einfach nach einander. Lebenspunkte können nach oben gedreht werden, der Schaden einer Riesenechse sollte im Verhältnis zum Gewicht stehen.

Nun weiß ich also, wie ich Drachenkämpfe leiten und moderieren kann, wie ich ihn spannend erzählen kann. Wie aber töte ich als Held nun solch ein Monster? Haben wir überhaupt eine Chance gegen die Naturgewalt? Das hat das Donnerhaus in einem Artikel beantwortet. Ein riesiger Drachenspeer als Lösung!

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ghoul

Zufallstabellen kann man schon nutzen. Idealerweise würfelt der SL vor dieser Sitzung eine Reihe Zufallsbegegnungen aus und bereitet diese vor. Während der Sitzung wird nur gewürfelt, ob bzw. wann die Zufallsbegegnung stattfindet.
Auf diese Weise lässt sich eine Begegnung wie von Dir gefordert ankündigen.

Außerdem sind Begegnungstabellen ja meist für Wildnis / Chaosbereiche gedacht, so dass nicht einfach ein Drache neben einem friedlichen Dorf aufploppt.

Adelheidt

Das ist ein sehr hilfreicher Artikel. Danke sehr!

folie

So wünsche ich mir einen informativen Beitrag! Sehr schön beschrieben, hilft mir bestimmt in Zukunft weiter. Danke.

Lg Kai

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