Künstliche Intelligenz im Rollenspiel – Fluch, Segen oder einfach nützliches Werkzeug?
Vor zwei Jahren habe ich mir bereits Gedanken gemacht, wie KI-Bildgeneratoren unser geliebtes Hobby bereichern können – gerade für uns, die weder Pinsel noch Grafiktablett so recht zu zähmen wissen. Der Artikel kam gut an und ich habe viele spannende Rückmeldungen erhalten. Zeit also, einen Schritt weiterzugehen: Was ist mit Künstlicher Intelligenz im Rollenspiel allgemein? Nicht nur Bilder, sondern Texte, NSCs, Abenteuerideen oder gar ganze Welten?
KI als kreativer Sparringspartner
Egal ob Spielleitung oder Spieler: Rollenspiele leben von Ideen. Und manchmal fehlt es genau daran. KI kann hier einspringen – nicht als Ersatz für menschliche Kreativität, sondern als Beschleuniger. Ich habe mittlerweile etliche Male ChatGPT (oder ähnliche Tools) genutzt, um mir schnell eine Hintergrundgeschichte für einen NSC auszuspucken, der nicht mehr sein musste als „Wache #3“ – und plötzlich hatte ich einen ehemaligen Söldner mit tragischer Vergangenheit am Spieltisch. Die Spieler waren begeistert. Und ich? Ich hatte in unter einer Minute mehr Tiefe erzeugt als sonst in zehn.
Vorteile von KI im Rollenspiel:
Schnelle Ideenfindung: NSCs, Abenteuerhooks, Städte – auf Zuruf und in Sekunden.
Stilvarianten: Ob High Fantasy, Sci-Fi oder düsteres Cyberpunk – KI kann sich anpassen.
Hilfreich für die Vorbereitung: Gerade bei Sandbox-Kampagnen spart KI enorm Zeit.
Visuelle Unterstützung: Siehe mein Artikel zu KI-Bildgeneratoren – NSCs mit Gesicht, Schauplätze mit Atmosphäre.
Barrierefreiheit: Für Leute, die Schwierigkeiten mit Text oder Zeichnung haben, öffnet KI kreative Türen.
Aber es gibt auch Schattenseiten:
Standardisierte Inhalte: Wer nur generiert, ohne zu kuratieren, bekommt oft generische Ergebnisse.
Technik ersetzt keine Empathie: KI kann keine echten Emotionen erzeugen – das ist und bleibt unsere Aufgabe.
Rechtliche Grauzonen: Gerade bei KI-Bildern (siehe Artikel von 2023) ist nicht alles klar geregelt.
Gefahr der Abhängigkeit – Kreativität auf Knopfdruck macht faul.
Und hier liegt für mich der vielleicht größte Haken: Wer sich zu oft auf KI verlässt, verlernt, selbst kreativ zu denken. Warum sich den Kopf über eine spannende Wendung zerbrechen, wenn der Algorithmus sie in zwei Sekunden ausspuckt? Das mag bequem sein – aber auf Dauer stumpft es ab. Gerade für junge Spielleitungen, die noch dabei sind, ihren eigenen Stil zu finden, kann das problematisch sein. Wer ständig vorgefertigte Ideen serviert bekommt, lernt nicht, wie man eigene entwickelt. Wie man Spannung aufbaut, wie man stimmige NSCs erschafft oder wie man ein Abenteuer so strukturiert, dass es am Tisch funktioniert – das sind Dinge, die durch Ausprobieren, Scheitern und Reflektieren wachsen. Eine KI nimmt dir diesen Lernprozess nicht nur nicht ab, sie kann ihn dir regelrecht abgewöhnen, wenn du sie zu oft vorschiebst.
Andererseits – richtig eingesetzt – kann sie auch ein Lehrer sein.
Wer sich KI-Ideen anschaut, auseinanderpflückt, vergleicht und daraus lernt, kann daraus profitieren. Es ist wie mit einem gut geschriebenen Abenteuerband: Du kannst ihn einfach runterspielen – oder du studierst, was ihn gut macht. Auch hier liegt es also an uns, wie wir das Werkzeug einsetzen.
Fazit:
KI ist weder der Feind noch der Heilsbringer des Rollenspiels. Sie ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug kommt es darauf an, wie man es benutzt. Ich für meinen Teil habe KI mittlerweile fest in meinen Vorbereitungsprozess integriert, ohne dabei das Gefühl zu verlieren, dass ich das Spiel leite – nicht ein Bot. Die Magie am Tisch entsteht immer noch zwischen Menschen. Und solange das so bleibt, kann KI uns das Leben ein gutes Stück leichter machen – ohne dass wir das Denken verlernen.
Wie steht ihr dazu? Nutzt ihr KI in euren Runden – und wenn ja, wie? Schreibt’s mir gern in die Kommentare!
Ich habe hier übrigens noch einen Link ins DSA-Forum, wo weiterdiskutiert wird/wurde. Es gibt natürlich noch viele weitere Diskussionen dazu, gerne die Suchfunktion benutzen. Es verändert sich ständig…
Ich schreib zu dem Thema ja grad an einer Serie. Die nächsten beiden Teile sollen um das Regelverständnis der KI sowie die Erstellung von Rollenspiel-Content gehen, ich komm grad nur mal wieder nicht so schnell voran, wie ich gern würde – altbekanntes Problem.
Danke jedenfalls für deinen Artikel, ich bin ja “in der Szene” grad nicht so drin, habe aber das Gefühl, dass da in der Breite eher Vorbehalte gegenüber KI-Nutzung bestehen. Siehst du das anders?
Wir haben natürlich richtig viele Künstler, die um ihre Jobs bangen, was ich verstehen kann. Die Skepsis ist selbstverständlich ansteckend und ja, es gibt Probleme. Ich versuche aber an allem auch etwas Positives zu sehen und sehe deshalb KI auch als Chance